Übergabe des Staffelstabs

Die Inflation hat zunächst Ihren Schrecken verloren. Wir haben uns alle an die hohen Inflationsraten gewöhnt, auch wenn es spürbar Kaufkraft bei Haushalten und Unternehmen abschöpft. Die staatlichen Programme – wenn sie denn mal losgehen – sollten die sozialen Härten etwas abfedern. Insgesamt sicherlich nicht gut, aber kein Aufreger mehr. Dazu kommt, dass im kommenden Jahr mit einem spürbaren Rückgang der Preissteigerungen gerechnet werden kann. Das bedeutet aber auch, dass das erreichte Preisniveau nicht sinken wird, sondern nur langsamer steigen wird. Ein Anstieg der Löhne und Gehälter wird in 2023 und wohl auch in 2024 die Folge sein. Diese Entwicklung wird sich dann aber auch wieder in der Inflation widerspiegeln. Somit sollten uns die höheren Preissteigerungsraten noch einige Zeit begleiten.

Die nächste Frage ist auch nicht neu, wird nun aber stärker in der Vordergrund kommen. Wie tief und wie lange wird sich die Rezession oder allgemeiner wirtschaftliche Abkühlung hinziehen. Hierbei spielen neben der Inflation und deren negativen Wirkungen natürlich auch viele andere Faktoren eine wichtige Rolle, allen voran die deutlich gestiegenen Zinsen. Die Entwicklung in den USA und China spielen für Europa dabei natürlich auch eine wichtige Rolle. Insgesamt gibt es aber wenig positive Signale für die europäische und weltweite Konjunktur für 2023. Eine Rezession scheint unausweichlich zu sein. Das positive dabei: die Arbeitsmärkte werden kaum auf das schwächere konjunkturelle Umfeld reagieren. Zu stark ist der demographische Druck und der daraus resultierende Facharbeitermangel. Was allerdings die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer in den kommenden Tarifverhandlung verstärkt.

An den Kapitalmärkten ist die Inflation eingepreist worden. Die wirtschaftliche Abschwächung spiegelt sich in den europäischen Aktienmärkten jedoch deutlich sichtbarer wider als in den US-amerikanischen. Letztere haben hier noch eine längere Wegstrecke vor sich, bis die Gewinn- und Konjunkturerwartungen wieder im Einklang stehen (wenn man davon ausgeht, dass die Konjunkturerwartungen richtig sind). Somit erscheinen europäische Aktienmärkte attraktiver als US-amerikanische. Den richtige Einstiegszeitpunkt wird man bei den volatilen Märkten erst im Rückblick feststellen können. Aber für europäische Aktien kann man langsam konstruktiver werden.

Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Wertung. Ihre Wertung:
Durchschnittliche Bewertung:
3.9
Anzahl abgegebener Bewertungen:
16

Kommentare

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Halten Sie sich mit unserem

Alert-Abo auf dem Laufenden.

Und erhalten Sie eine E-Mail bei neuen Beiträgen.

Jetzt abonnieren