In der 13. Kalenderwoche zeigte sich die geopolitische Abhängigkeit des britischen Pfunds von den Nachrichten aus der Ukraine. Die Bank of England (BoE) liefert im Vormonat die erwarteten Zinsmaßnahmen, doch Gouverneur Bailey geht anlässlich einer Ansprache der BoE sehr deutlich auf die Risiken ein, welche aktuell durch die weiter angespannte Corona-Lage und den russischen Einmarsch in der Ukraine dominiert werden. Seiner Meinung nach sehe man sich mit größeren Herausforderungen konfrontiert als in der Finanzkrise. Die Inflation sieht er ebenfalls als eine Bedrohung, welche über die Auswirkungen der 70er Jahre hinausgehen würde. In diesem etwas kritischen Umfeld kann der Euro gegenüber dem Pfund an Boden gut machen und die Marke um die 0,85 erreichen. Nachdem die US-Notenbank mit ihrem Zinserhöhungszyklus begonnen hatte, stellen sich die restlichen G10-Zentralbanken teilweise darauf ein, ebenfalls dynamischer an der Zinsschraube zu drehen. Bei Großbritannien halfen später die Einkaufmanager bei der etwas positiveren Einfärbung der Konjunktur. Die höheren Inflationszahlen verschafften dem Pfund wieder bessere Kurse, sodass die tieferen Kursniveaus von Ende März wieder verlassen werden konnten. Das Pfund bleibt weiterhin unter dem Eindruck der Entwicklungen in der Ukraine. Sobald die Mitglieder des Zentralbankrats der BoE das Vertrauen in die Notenbank wieder festigen, kann das Pfund wieder mehr profitieren.
Die britische Zinskurve kann sich der aktuellen globalen Zinsentwicklung in der G10-Gruppe nicht entziehen. Allerdings ist die für den Kontinent übliche steile Lage der Zinskurve im Pfund nicht kopiert worden. In den letzten vier Wochen ereignete sich dagegen ein eher seltenes Phänomen: In den Laufzeitbereichen von zwei bis zehn Jahren ergab sich sogar eine Parallelverschiebung um rund 50 BP nach oben. Das kurze Ende der Kurve blieb davon vergleichsweise unbeeindruckt. Angesichts deutlich gestiegener Inflationsraten im Februar und März hätte die Notenbank genug Grund, eine etwas schärfere Rhetorik anzuschlagen, die Ukraine-Krise und die damit verbundenen Unsicherheiten lassen die Herren Broadbent und Bailey jedoch zögern.
Das britische Pfund ist für Kreditnehmer – mit überwiegenden Einkünften in Euro – kurz-, mittel- und langfristig spekulativ.
Kurzfristig umfasst den Prognosezeitraum der kommenden zwölf Monate, mittelfristig rund drei Jahre und langfristig rund fünf Jahre. Spekulativ bedeutet dabei, dass mit hohen Währungsschwankungen zu rechnen ist.
Der Break-even-Kurs gibt jenen Euro-Kurs an, bei dem der Zinsvorteil respektive der Zinsnachteil durch die Währungsveränderung ausgeglichen wird.
1 Jahr | 3 Jahre | 5 Jahre | ||
0,8473 | 0,9007 | 0,9483 |
Kurzfristig (3 Monate): seitwärts
Mittelfristig (6 Monate): seitwärts
Langfristig (12 Monate): aufwärts
Als Faustregel bei den möglichen Wechselkursveränderungen gilt:
Kursgewinn
Ist der Wechselkurs der Finanzierungswährung bei Rückzahlung höher als bei Aufnahme des Kredits, entsteht ein Kursgewinn, der zur weiteren Senkung der Finanzierungskosten beiträgt.
Kursverlust
Ist der Wechselkurs der Finanzierungswährung bei Rückzahlung niedriger als bei Aufnahme des Kredits, entsteht ein Kursverlust. Grundsätzlich gilt: Je länger die Währungsfinanzierung in Anspruch genommen wird und je höher die Zinsvorteile sind, desto eher kompensieren Kreditnehmer mögliche ungünstige Wechselkursveränderungen.
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