Stimmung und Erwartungen müssen erst negativ sein, bevor es besser wird

Die Nachrichtenlage wird nicht besser. Nachdem im ersten Halbjahr „nur“ der Inflationsanstieg und die darauf folgenden Reaktionen der Zentralbanken die Aufreger waren, steigt jetzt die Nervosität an den Märkten deutlich. Nun geht es um einen realen Gasnotstand in Europa, der den Zusammenhalt Europas abermals auf die Probe stellen wird. Eine Rezession in Deutschland und Europa ist realistischer geworden und selbst in den USA ist eine Notenbank induzierte Rezession nicht mehr auszuschließen. Wobei man aber festhalten muss, dass die USA wohl insgesamt deutlich besser durch diese Krise kommt als Europa. Die Veränderungen in den Lieferketten und die Rückbesinnung auf den Zusammenhalt in der westlichen Hemisphäre dürften sich in den USA auch in wirtschaftlicher Sicht positiv bemerkbar machen.

Die sich immer weiter eintrübende Nachrichtenlage und der drohende Gasnotstand in Europa drücken natürlich auf die Stimmung. Da überrascht es nicht, wenn die Frühindikatoren deutlich nachgeben. In den USA ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten, jedoch stärker getrieben von steigenden Zinsen und Renditen. In beiden Regionen sinken damit die Gewinnerwartungen der Unternehmen, was sich natürlich in den Aktienmärkten widerspiegelt, da hier die Zukunft der Unternehmensgewinne gehandelt wird.

Jedoch muss dies kein schlechtes Zeichen sein. Wenn Analysten und Investoren keine Hoffnung mehr sehen und fast jeder Optimismus geschwunden ist, reichen schon minimale positive Signale aus Politik oder Wirtschaft, um die Kurse wieder kräftig steigen zu lassen. Bei meinen Gedanken gehe ich weder von einem kompletten Systemzusammenbruch noch von einer markanten Ausweitung des Krieges in der Ukraine auf das Gebiet der Nato aus.

In den letzten Jahren haben sich durch die expansive Notenbankpolitik einige Übertreibungen aufgebaut, die nun langsam abgebaut werden. Bis zu einer Bereinigung wird es sicherlich noch etwas dauern. Wenn man mir aber folgt und eine grundsätzliche Stabilität unterstellt, kommt nun langsam die Zeit, in der man anfangen kann für die Kapitalmärkte wieder etwas Optimismus aufzubauen. In unseren Szenarien haben wir dennoch weiterhin auch ein Auge auf einen möglichen Gasnotstand mit Rationierungen, der dann das realwirtschaftliche Umfeld noch einmal deutlich eintrüben würde.

Derzeit gilt es also mehr denn je, schnell auf die geopolitischen Ereignisse zu reagieren. Dies geht zielführend nur, wenn man, wie von mir zuvor beschrieben, frühzeitig Szenarien – sowohl positive wie negative – ausarbeitet, und konsequent danach handelt.

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