Aktienmärkte – höhere Unsicherheit, aber keine längere Korrektur in Sicht

Die schlechten Nachrichten für die Kapitalmärkte kommen diesmal von ungewohnter Seite. Hohe Inflation auf allen Ebenen der Volkswirtschaften, stark steigende Energiepreise, fehlende Vorprodukte und bis zum Zerreißen gespannte Lieferketten. All diese Entwicklungen lassen die Inflationserwartungen steigen und damit auch die Zinserwartungen. Die Anleihemärkte reagieren entsprechend und die Renditen steigen ebenfalls. Die Aktienmärkte kommen damit von zwei Seiten unter Druck. Zum einen schmälern die steigenden Kosten bei Rohstoffen, Energie und Vorprodukten die Gewinnmargen, da diese Preissteigerungen – wenn überhaupt -nur langsam weitergegeben werden können. Zum andern kommen insbesondere hoch verschuldete Unternehmen bei steigenden Zinsen und Renditen unter Druck.

Tritt diese Gemengelage eine längere Korrektur los? – Aus meiner Sicht nicht. 

Sicherlich – das Umfeld für die Finanzmärkte hat sich verschlechtert und die Aktienmärkte haben auch reagiert. Der MSCI World hat in den letzten vier Wochen rund 4,5% eingebüßt. Aber das kam nicht völlig überraschend. Die Mischung aus hoher Bewertung und steigende Ignoranz gegenüber unerwünschten Nachrichten machen Aktienmärkte in der Regel anfällig. Der notwendige Auslöser war nun die zunehmend Inflation. 

Notenbanken sind aus meiner Sicht die Institutionen, die eine längere Korrektur auslösen könnten. überraschend hohe oder schnelle Zinsanhebungen wären hierbei der Auslöser. Die Inflationsraten würden zwar ausreichen, um einen globalen Zinsanhebungszyklus zu initiieren, jedoch befinden wir uns in der Post-Coronazeit. Die Volkswirtschaften sind mit viel staatlicher Unterstützung aufgeputscht worden. Entsprechend fragil ist das Wirtschaftsgefüge. Eine zu straffe Zinspolitik könnte die Wirtschaftsdynamik spürbar ausbremsen. Entsprechend vorsichtig werden die Notenbanken agieren. Zudem sinken mit den steigenden Zinserwartungen bereits auch die Wachstumserwartungen.

Entsprechend rechne ich nicht mit einem schnellen und straffen Zinszyklus. Vielmehr sollten die Notenbanken sehr verhalten agieren. Sicherlich wird die US-amerikanische Notenbank beginnen, weniger Anleihen zu kaufen, aber das ist eher ein symbolischer Schritt. Denn die Erwartungen an die Notenbanken sind hoch und das erworbene Vertrauen kann man schnell verlieren. Insbesondere dann, wenn der Eindruck entstünde, dass die Notenbanken durch die hohe Staatsverschuldung in ihrem Handeln eingeschränkt sind. Die Anforderungen an die Kommunikation der Notenbanken werden daher sehr groß sein. Sie müssen zum einem zumindest verbal auf die höhere Inflation reagieren, andererseits aber die Erwartungen für höhere Zinsen langsam wieder nach unten schleusen.

Wenn die Notenbanken die Zinsen nur vereinzeln und sporadisch anheben, dann ist der aktuelle Anstieg der Renditen übertrieben und es kommt zu einer Normalisierung. Damit fehlt der notwendige Auslöser für eine stärkere Korrektur an den Aktienmärkten. Jedoch das Umfeld für Aktien hat sich verändert. Die Wachstumsaussichten werden etwas schwächer werden. Damit steigt die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Gewinne. Damit werden Unternehmen die weniger stark von der Konjunktur abhängen natürlich interessanter.

Aus meiner Sicht bleibt eine längere Korrektur an den Aktienmärkten aus und die Kurse können sich in den kommenden Monaten wieder erholen. Die weiterhin, relativ zu Anleihen, hohen Dividendenrenditen, sollten hier zudem unterstützen, da viele Investoren weiterhin Ausschüttungen benötigen. Jedoch wird die Volatilität etwas höher als in den letzten Monaten sein und der Aufwärtstrend nicht ganz so dynamisch verlaufen.

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