Die Inflation arbeitet sich durch das System

Die Inflation in den Industrieländern verfestigt sich und die Notenbanken werden nervös. In den USA bereitet die Notenbank die Finanzmärkte auf mehrere größere Zinsschritte vor, also eine Zinsanhebung um mindestens 50 Basispunkte bei den kommenden Zinsentscheidungen. Selbst die EZB, der größte Zauderer in der Liga der Zentralbanken, beginnt sich zu bewegen und erste Zinsschritte im Juni sind nun nicht mehr ausgeschlossen.

Die Rentenmärkte haben darauf reagiert und es gab kräftige Kursverluste an den Anleihemärkten. So ist der Euro-Aggregate-Index, der die wesentlichen Rentenmärkte im Euroraum zusammenfasst, seit Jahresbeginn um rund 8% gefallen. In den USA ist der vergleichbare Index um mehr als 9% gefallen. Die entsprechenden Renditen der 10-jährigen Benchmarkanleihen in den USA liegen nun bei einer Rendite von 2,9%, in Deutschland liegt die Rendite bei 0,9%. Damit scheint man zunächst genügend Zinsschritte der Notenbanken eingepreist zu haben.

Aber die möglichen Aufwärtsrisiken für die Inflationsentwicklung sind bekannt sehr real: Steigende Nahrungsmittelpreise in Folge des Ukrainekriegs, der erneute Ausbruch von Corona in China, der zu einem Lockdown in Shanghai geführt hat, was die Lieferketten im Welthandel stresst und damit zu Preissteigerungen bei Vorprodukten führt, sowie steigende Löhne. Die Notenbanken könnten also zu noch aggressiveren Handeln gezwungen werden, um die Inflation einzudämmen und ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren.

Die Folgen der höheren Zinsen und Renditen sind in den Aktienmärkten immer noch nur teilweise berücksichtigt worden. So könnte das Bewertungsniveau beim S&P500 (P/E ratio) noch um rund 4 %-Punkte fallen, wenn man das aktuelle Renditeniveau der US Anleihen als Maß berücksichtigt. Damit wären jedoch nur höhere Kapitalkosten berücksichtigt. Steigende Inputkosten, die nur teilweise weitergegeben werden können, wären eine weitere Belastung für die Unternehmen und ihre Marge. Dazu kommen noch Themen, wie höhere Pensionsverpflichtungen für die betriebliche Altersvorsorge, da die jüngsten Kursverluste an den Rentenmärkten ausgeglichen werden müssen. Dazu kommt noch die teilweise Rückabwicklung der Globalisierung und politische Einflussnahme auf vielen Ebenen.

Die Aussichten für den Aktienmarkt bleiben also trübe, allein wegen der Folgen der Inflation. Die Gefahr, dass die Notenbanken die Weltwirtschaft in die Knie zwingt, ist hier noch nicht berücksichtigt, was uns aber in H2 2022 beschäftigen könnte.

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