Wo spüren wir den Klimawandel in Deutschland und Europa?

Das Klima unserer Kindheit ist vorbei. Oder kommt uns das nur so vor? Welche klimatischen Änderungen gibt es in Deutschland und Europa?

Hitzewellen, Dürre, Überschwemmungen, Wasserknappheit – in Europa häufen sich Extremwetter-Ereignisse. Der Klimawandel wird hier spürbar – und messbar.

Das Klima unserer Kindheit ist vorbei

Das zeigen die Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Copernicus gehört zum Weltraumprogramm der Europäischen Union, es ist gewissermaßen Europas Auge für die Erde.
Basierend auf Satellitenbeobachtungen und Messungen von Wetterstationen, Flugzeugen und Schiffen liefern die Dienste Echtzeit-Daten auf globaler Ebene und leiten daraus Folgen für unser Klima in Europa ab. Der Copernicus-Bericht über das Jahr 2022 zeigt deutlich, dass das Klima unserer Kindheit vorbei ist.

Der wärmste Juli seit Beginn der Aufzeichnungen

Die Temperaturen steigen in Europa rund doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt. 2022 erlebte Europa den wärmsten jemals gemessenen Sommer. Die Temperaturen lagen hier 1,4 Grad über dem Durchschnitt des Referenzzeitraums 1991 bis 2020. Tatsächlich lagen die heißesten 10 europäischen Sommer alle im Zeitraum nach 2003. Der Trend nach oben lässt sich auf der Grafik gut erkennen und hat sich in diesem Jahr auch fortgesetzt. Der Juli 2023 war laut Copernicus-Daten weltweit der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen.

Quelle: C3S/ECMWF

Extreme Regenfälle häufen sich in Deutschland

Die globale Erwärmung beschleunigt den Wasserkreislauf. Die Verdunstung steigt durch die höhere Temperatur in vielen Regionen und die wärmere Luft in der Atmosphäre kann mehr Wasser aufnehmen. Durch die bessere Aufnahmefähigkeit dauert es länger, bis das Wasser abregnet. Die Wassermassen werden größer und dadurch auch der Regen stärker.
Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren die Dynamik in der Atmosphäre verändert. Studien zeigen, dass sich der Jetstream im Sommer in den mittleren Breiten verlangsamt hat. Dadurch halten sich Hoch- oder Tiefdrucksysteme länger in einer Region. Forscher des Climate Service Center Germany gehen davon aus, dass Extremregen-Ereignisse überall in Deutschland weiter deutlich zunehmen werden, am stärksten in bergigen Regionen.

Dürren in Südeuropa – mehr Niederschläge in Nordeuropa

Was Trockenheit und Regen angeht, ist Europa zweigeteilt. In Südeuropa nimmt die jährliche Niederschlagsmenge ab, dort haben wir jetzt schon häufigere und intensivere Dürren als noch vor 100 Jahren. In Nordeuropa nimmt die Niederschlagsmenge eher zu. Grund für die größere Trockenheit in Südeuropa sind die Verschiebung der Klimazonen und das Ausbleiben von Niederschlägen im Winter. Verantwortlich dafür sind blockierende Hochdruckgebiete über Westeuropa, die Regenfronten abdrängen. Das hat es zwar auch in der Vergangenheit schon gegeben, aber Indizien deuten darauf hin, dass die globale Erderwärmung dieses Phänomen weiter begünstigt.

In Zentraleuropa sind sich die Klimamodelle bezüglich der Zukunft relativ unsicher. Aber auch ohne Änderungen im Niederschlagsmittel kommen trockene Böden häufiger vor, da die höheren Lufttemperaturen dem Boden durch Verdunstung Wasser entziehen. Deutschland hat einer aktuellen Studie zufolge in den vergangenen 20 Jahren 15,2 Milliarden Tonnen Wasser verloren. Das kann voraussichtlich durch Niederschläge nicht mehr ausgeglichen werden. Der Grundwasserspiegel wird laut Forschern des Karlsruher Instituts für Technologie und der Bundesanstalt für Geowissenschaft unweigerlich weiter sinken, wenn keine aktiven Maßnahmen dagegen ergriffen werden, wie zum Beispiel das Entsiegeln von Flächen und Vorgaben bei der Wasserentnahme.

Lesen Sie hier weitere Beiträge zu dem Fokusthema Erlebbarkeit Klimawandel.

Zum Thema Dürren und Wassermangel gibt es weitere Informationen in unserem Quarterly mit dem Fokusthema Wasser.

Quellen:

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