Ökonomisch verläuft zurzeit vieles nach dem Lehrbuch. Die hohe Inflation hat die Notenbanken auf den Plan gerufen. Diese haben die Geldpolitik restriktiv gestaltet – also die Leitzinsen angehoben und begonnen, die Liquidität zu reduzieren. Damit sind die Renditen angestiegen; wegen der geringeren Liquidität sind risikobedingte Renditedifferenzen angestiegen. Damit hat sich das finanzielle Umfeld verschärft und in Folge ist die Konjunkturdynamik zurückgegangen. Somit ist auch die Inflationsdynamik rückläufig. Nun können die Notenbanken warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um die Geldpolitik wieder etwas zu lockern.
Natürlich gibt es noch einige Unwägbarkeiten. So ist bislang immer noch nicht klar, ob die lange Periode, in der die Überschussliquidität so hoch war, zu einem strukturellen Inflationsdruck geführt hat, der noch nicht überwunden ist. Zudem gibt es weiterhin Risiken für die Inflation, die im Zusammenhang mit der Energiewende in Europa stehen. Ferner können die Konjunkturpakte in USA und China ebenfalls noch unerwünschte Effekte auf die Inflation haben. Die Notenbanken müssen also weiterhin wachsam sein. Aber die Phase der Zinsanhebungen sollte weitestgehend abgeschlossen sein.
Damit sollte sich der Ausblick für die Rentenmärkte deutlich aufhellen. Wenn der Druck durch die hohe Inflation und die steigenden Notenbankzinsen fällt, sollten sich die Rentenpapiere in den kommenden Monaten relativ gut entwickeln können. Jedoch dürften sich weiterhin sichere Staatsanleihen besser entwickeln als der Rest des Rentenmarktes. Anders an den Aktienmärkten: hier dürfte sich die schwache Konjunktur weiterhin als belastender Faktor bemerkbar machen. Zusätzlich sollte die fallende Liquidität sich ungünstig an den Aktienmärkten auswirken. Somit rechne ich damit, dass in den kommenden Monaten die Rentenmärkte attraktiver sind als die Aktienmärkte.
Verstärkt werden könnte dieser Trend durch die immer unübersichtlich werdende weltpolitische Lage. Mit dem erneuten Ausbruch des Konfliktes in Israel und der drohenden Gefahr einer Ausweitung des Konfliktes stellt sich die weltpolitische Lage noch komplexer dar. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die beiden großen Machtzentren der Welt – USA incl. Europa und China – weiterhin grundsätzlich über dem Umgang mit diesen Krisen nicht richtig einig sind. Wenn die Komplexität und die Unübersehbarkeit weiter zunimmt, können Investoren beginnen, verstärkt in sicherere Assetklassen, wie Staatsanleihen und zu einem gewissen Teil auch Gold zu investieren.
Das wirtschaftliche Umfeld ist durch das rasche Ende der Nullzinsphase komplex. Erschwert wird es nun durch die zunehmenden geopolitischen Konflikte, die Umstellung der Wirtschaft hin zur CO2-Neutralität und Energiesicherheit. Die Investitionsneigung kann hier je nach Land und Region unterschiedlich betroffen sein. Die Attraktivität der Wirtschaftsstandorte wird zurzeit also neu kalibriert. Dies wird die langfristige Attraktivität der Regionen wiederum spürbar beeinflussen. Festhalten kann man, dass die USA bislang spürbar an Boden gutgemacht hat.
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