SPACs sind im zweiten Frühling

Aktuell erleben SPACs (special purpose acquisition companies) insbesondere auf den US-Finanzmärkten eine Renaissance. Es handelt sich um Aktiengesellschaften, deren ausschließliches Ziel darin besteht, ein anderes Unternehmen zu übernehmen. SPACs sind de facto leere Hüllen ohne operatives Geschäft, die in aller Regel von professionellen Investoren mit Liquidität ausgestattet und an die Börse gebracht werden. Die Zweckgesellschaften haben dann zwei Jahre Zeit, um ein bestehendes Unternehmen zu erwerben, wobei dieser Übernahmekandidat in den SPAC-Bedingungen zumeist bereits spezifiziert ist.

Zielobjekte der SPACs sind häufig innovative Tech- oder Biotech-Unternehmen, sodass auch deutsche Unternehmen in das Visier der SPAC-Investoren geraten. Das Interesse kommt dabei nicht nur von den Investoren sondern von den potenziellen Übernahmekandidaten selber, die möglicherweise bereits in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern an den Börsen notiert sind und über einen Wechsel an die US-Börsen nachdenken, wo mit höheren Bewertungen zu rechnen ist. Im Ergebnis lassen sich höhere Eigenkapitalquoten realisieren, mit denen der weitere Wachstumskurs der Gesellschaft finanziert werden kann.

Die SPAC-Konstruktion erlaubt einen raschen und vergleichsweise unkomplizierten Weg an die Börse. Beim üblichen Börsengang (IPO, public offering) muss ein Unternehmen die Öffentlichkeit suchen und bestimmte Regeln einhalten, damit es die erforderlichen Mittel einwerben kann. Mit SPACs lassen sich hingegen im Hintergrund diskret Verhandlungen führen, was aufgrund der IPO-Regeln und Marktusancen nicht möglich wäre. Damit erhöht sich auch die Planbarkeit für die Unternehmen, das Risiko enttäuschender Erstnotierungen oder sogar eines Abbruchs des Börsengangs reduziert sich, auch wenn SPAC-Investoren natürlich die Möglichkeit haben, eine Übernahme abzubrechen.

Die Vorteile für die Übernahmekandidaten liegen auf der Hand. Dies sind andererseits aber auch potenzielle Nachteile für die Investoren, sofern nicht alle relevanten Informationen für eine realistische Bewertung vorliegen, die sich bei einer kritischen Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit vermutlich eher heben lassen. Vor diesem Hintergrund sind SPACs auch keine Selbstläufer. Das beste Beispiel ist das US-Unternehmen Nikola aus Phoenix, das mit dem Nikola One einen Elektro-LKW auf Basis von Wasserstoff und der Brennstoffzellen-Technik zur Serienreife entwickeln möchte. Nachdem VectolQ im Juni 2020 bei Nikola einstieg, ist der Kurs gegenüber der Anfangsnotierung um ca. 2/3 zurückgegangen und durch heftige Volatilitäten gekennzeichnet. Grund hierfür waren erhebliche Zweifel an der Funktionsfähigkeit des Prototyps bzw. am Entwicklungsfortschritt, die im Nachgang in der Öffentlichkeit bekannt wurden.

IPOs haben darüber den Vorteil, dass sich bislang nicht börsennotierte Unternehmen länger auf das Public Going und die damit verbundenen Pflichten vorbereiten können. Bei einem SPAC ist diese Vorbereitungs­zeit deutlich kürzer und kann deshalb insbesondere in der Anfangsphase zu Problemen führen, was wiederum die Risiken von Kursschwankungen erhöht.

SPACs sind Investmentvehikel ohne ein spezifisches Geschäftsmodel, daher kommen diese in unserer Vermögensverwaltungen nicht zum Einsatz.

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