New Space – Die Kommerzialisierung des Weltraums

Das Rennen um die Vorherrschaft im Weltraum ist im vollen Gange – und private Unternehmen führen in der Raumfahrt 2.0. Warum ist der New Space so interessant?

Das Rennen um die Vorherrschaft im Weltraum ist im vollen Gange, die Hauptkonkurrenten sind die USA, China und Russland. Aber auch kleinere Wettbewerber treten an, wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien oder die Europäer. 2022 hat die weltweite Raumfahrtindustrie einen Umsatz von 546 Milliarden Euro gemacht. Dabei sind die staatlichen Investitionen nur ein kleiner Anteil. So hat 2023 die NASA ein Budget von 25 Milliarden US-Dollar, die ESA rund 7 Milliarden, China schätzungsweise 10 Milliarden Dollar.

Die private Industrie führt in der Raumfahrt 2.0

Den Hauptumsatz machen private Unternehmen. Seit 2014 wurden mehr als 280 Milliarden Dollar in Weltraum-Startups investiert. Dabei gingen 47 Prozent der Investitionen an US-Unternehmen, 28 Prozent an chinesische. Die privaten Unternehmen sorgen mit neuen Technologien und Geschäftsmodellen für Dynamik in der Raumfahrt. Morgan Stanley hält in der weltweiten Raumfahrtindustrie im Jahr 2040 einen Umsatz von mindestens 1,1 Billionen US-Dollar für möglich.

Quelle: Statista

Wer den Orbit kontrolliert, kontrolliert die Welt

11 Raumfahrtagenturen können inzwischen Raketen ins All schießen. Ihr Hauptziel ist derzeit der Erdorbit, um dort Satelliten zu platzieren. Unsere moderne Lebensweise wäre ohne diese Satelliten nicht mehr denkbar. Sie liefern präzise Wetterdaten, können Schienennetze und Straßen untersuchen, sorgen für Navigationsdaten und weltweites Internet. Autonomes Fahren ist auf dauerhaft stabile Kommunikation angewiesen. Daten zu Bodengüte, Wetter und Pflanzenwachstum helfen der Landwirtschaft, Felder präziser zu bewirtschaften. Ohne Satelliten wären der internationale Börsenhandel und die Mobilität empfindlich gestört. Außerdem dienen sie auch militärischen Zwecken.

Roland Berger schätzt alleine den Markt für Dienste über Satelliten auf 1,25 Billionen Euro im Jahr 2040.

SpaceX hat die meisten Satelliten im All

November 2023 kreisten 8800 Satelliten um die Erde und es werden immer mehr. Die meisten gehören Elon Musks Unternehmen SpaceX. Seit 2019 schießt Musk Starlink-Satelliten in den Erdorbit, um mit ihnen einen weltweiten Internetzugang aufzubauen. Starlink dient außerdem z.B. auch als Rückgrat für die Drohnenangriffe des ukrainischen Militärs. Das gibt zu denken – kritische Infrastruktur in privater Hand.

19.427 Satelliten sind für SpaceX bereits genehmigt, weitere 22.488 beantragt. Bis 2022 flogen sie in einer Umlaufhöhe von 540 bis 570 km Höhe. Die nächste Generation wird viel niedriger positioniert, nämlich in 340 km Höhe. Dadurch sind die Datenverbindungen schneller. Durch den höheren Luftwiderstand in der Atmosphäre werden die Satelliten allerdings ständig leicht abgebremst. Das erfordert Gegensteuern mit dem Triebwerk, hat aber den Vorteil, dass nach Ende der Nutzungszeit die Satelliten kontrolliert in der Atmosphäre verglühen können und keinen Weltraumschrott verursachen.

Quelle: Statista

EU plant eigenes Satellitennetz

Die Europäische Union will bis 2027 eine eigene Satellitenkonstellation für Internet aufziehen. Das System heißt IRIS2 und soll mit 170 Satelliten eine sichere und unabhängige Infrastruktur schaffen, damit auch in Krisenfällen die Netze für Energieversorgung, Gesundheit und im Finanzbereich stabil funktionieren. 

Deutsche Industrie will mitmischen

Im April startet erstmals eine Rakete von Deutschland aus ins All. Abheben wird sie in der Nordsee von einem Schiff aus.

 „Wer im All nicht vorne mit dabei ist, wird künftig auf der Erde kein Technologieführer sein“ sagt der BDI. Im Oktober hat der Bundesverband der Industrie seinen zweiten Weltraumkongress durchgeführt. Er fordert einen Systemwechsel nach amerikanischem Vorbild, bei dem der Staat als Kunde auftritt, statt politische Vorgaben zu machen.

Deutsche Politik spart

Die Bundesregierung hat im September eine neue Raumfahrtstrategie vorgelegt, die der BDI für zu wenig ambitioniert hält. Das Budget im Haushalt 2020 wird von bisher 370 auf 314 Millionen Euro gekürzt.

Europa am Scheideweg

Ein unabhängiger Expertenbericht im Auftrag der ESA warnt ebenfalls vor Europas Abhängigkeit im Weltraum. Die europäische Weltraumorganisation habe in der Vergangenheit eher die Rolle des Juniorpartners der NASA und der russischen Agentur Roskosmos übernommen. Die Experten fordern größere Investitionen in die europäische Raumfahrt mit dem Ziel, eigene Kapazitäten zur Beförderung von Menschen ins All zu entwickeln sowie eine eigene europäische Präsenz in der Erdumlaufbahn und auf dem Mond zu schaffen.

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Quellen:

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