KI – verliert Deutschland den Anschluss?

Die deutsche Wirtschaft sieht Künstliche Intelligenz als Zukunftstechnologie, nutzt sie selbst aber nur zögerlich. Es gibt hierzulande gute Forschungsmöglichkeiten, aber mangelnde Perspektiven für KI-Talente. Auch, weil eine Supercomputing-Infrastruktur fehlt. Das könnte sich jetzt ändern.

Die deutsche Wirtschaft sieht Künstliche Intelligenz als Zukunftstechnologie, nutzt sie aber nur zögerlich  

Das ergab eine Studie im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom im vergangenen Jahr. Unternehmen beklagen dabei vor allem einen Mangel an Fachkräften und Daten. Laut der Umfrage werden in den kommenden Jahren die Investitionen der deutschen Wirtschaft in KI langsam steigen. 2022 haben 6 Prozent der Studienteilnehmer in KI investiert, für dieses Jahr haben es 10 Prozent vorgesehen, 2024 und später planen es 20 Prozent. 

Verliert Deutschland international den Anschluss? 

Die befragten Unternehmen sehen die USA als führend bei KI, gefolgt von China und Japan. In der Wahrnehmung der deutschen Wirtschaft fällt Deutschland beim Thema KI im internationalen Vergleich deutlich zurück, die Entwicklung wird sogar negativer gesehen als noch ein Jahr zuvor.  

Gute Forschungsmöglichkeiten – mangelnde Perspektiven 

Laut einer Studie der Denkfabrik „Stiftung Neue Verantwortung“ gelingt es deutschen Universitäten und Forschungsinstituten zwar, KI-Talente aus Osteuropa und Asien anzuziehen und auszubilden. Danach allerdings wandern 37 Prozent der Talente ins Ausland ab, an international führende KI-Standorte wie die USA. Es gibt also attraktive KI-Forschungsmöglichkeiten in Deutschland, es fehlen aber die interessanten Jobs für KI-Experten. In den USA locken große Tech-Firmen mit guten Gehältern. Es fehlen anspruchsvolle KI-Großprojekte hierzulande, die die besten internationalen Talente anziehen. 

Hintergrund der Untersuchung sind die deutschen Bemühungen, mit KI „Made in Germany“ dem internationalen Wettbewerb einen Stempel aufzudrücken und mit dieser Schlüsseltechnologie die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken. 

Abhängigkeit von USA und China 

Der Wettlauf beider Nationen um die Führung bei dieser Technologie hat bereits begonnen und Europa droht den Anschluss zu verlieren. Auch in Deutschland wollen Unternehmen neue KI-Anwendungen entwickeln. Doch die nötigen Grundlagenmodelle, Trainingsdaten und Recheninfrastrukturen fehlen hierzulande. Aktuell stammen KI-Grundlagenmodelle, die Unternehmen zur Entwicklung von KI-Anwendungen benötigen, zum Großteil aus den USA und China. Für europäische Unternehmen ist das problematisch, zum Beispiel, weil die Daten nicht DSGVO-konform verarbeitet werden.  

Aufbau einer KI-Supercomputing-Infrastruktur nötig 

Experten sehen allerdings eine Chance, dass sich Deutschland aus der technologischen Abhängigkeit von den führenden KI-Nationen befreit. Dafür müssten eigene KI-Modelle entwickelt werden. Doch eine Voraussetzung dafür ist eine leistungsfähige KI-Supercomputing-Infrastruktur. Kann das in Deutschland geschaffen werden? Dazu gab das Bundeswirtschaftsministerium eine Machbarkeitsstudie beim Bundesverband Künstliche Intelligenz in Auftrag. 

KI-Initiative „LEAM“ 

Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie: Ein Leuchtturmprojekt könnte diese Infrastruktur schaffen. Die KI-Initiative „LEAM“ (Large European AI Models) möchte ein entsprechendes Rechenzentrum in Deutschland schaffen. Es würde etwa 350 bis 400 Millionen Euro kosten und könnte durch eine gemeinsame Initiative von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft aufgebaut und betrieben werden. Damit wären anspruchsvolle Projekte möglich. Bei Umsetzung des LEAM-Projektes steigen auch die Chancen, Talente in Deutschland zu halten. Noch allerdings ist das Vorhaben nicht durch einen festen Posten aus dem Bundesetat gesichert.  

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Quellen: 

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