Im Dienste des Patienten? Wenn uns KI auf den Leib rückt

Die Gesellschaft altert, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt – und es herrscht ein wachsender Mangel an Pflegekräften. Außerdem steigen die Pflegekosten. Kann Künstliche Intelligenz den Pflegenotstand beenden?

Die Gesellschaft altert, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt – und es herrscht ein wachsender Mangel an Pflegekräften. Außerdem steigen die Pflegekosten. Kann künstliche Intelligenz dazu beitragen, den Pflegenotstand zu beenden?  

Was kann KI in der Pflege aktuell leisten? 

  • Dokumentation durch KI 
    Pflegekräfte benötigen 30 bis 50 Prozent ihrer Zeit für die Dokumentation ihrer Arbeit. Zeit, die sie sinnvoller für ihre Patienten einsetzen könnten. KI kann vieles bei der Dokumentationsarbeit übernehmen. Das Potsdamer Start-up Voize beispielsweise hat eine Anwendung entwickelt, mit der Pflegekräfte ihre Pflegeberichte, Vitaleinträge und Bewegungsprotokolle ins Smartphone einsprechen. Der digitale Sprachassistent pflegt die Daten dann entsprechend in bestehende Dokumentationssysteme ein.  
  • Überwachung von Vitalparametern 
  • Effiziente Routenplanung in der ambulanten Pflege 
  • Smart Home statt Altersheim 
    Die Wohnung soll auf die Bewohner aufpassen, das ist der Ansatz von KI-Fachleuten an der Hochschule Darmstadt. Denn die meisten Senioren möchten zu Hause in gewohnter Umgebung leben – oder können sich ein Altenheim nicht leisten. KI soll ihnen dabei helfen und im Notfall automatisch Hilfe anfordern. Ein Pilotprojekt läuft dieses Jahr in der Oberlausitz. Dabei geht es vor allem um das Anfordern von Hilfe bei Stürzen. Bislang waren Lösungsmodelle aktive Alarme, der per Notfallknopf ausgelöst werden müssen. Problematisch, wenn der Betroffene nicht an den Knopf herankommt oder bewusstlos ist. Das neue KI-gestützte System geht einen anderen Weg. Sensoren in der Wohnung registrieren kritische Situationen wie einen Sturz, längere Inaktivität, Rauchentwicklung oder auch, wenn jemand nachts aufsteht, aber nicht in sein Bett zurückkehrt. Gibt es Auffälligkeiten, schlägt das System Alarm. Zuerst beim Bewohner selbst, wenn es keine Reaktion gibt, wird eine Notrufkette ausgelöst. Die KI ist dabei ein selbstlernendes System, das auf Verhaltensmuster der Bewohner trainiert wird.  
  • Augmented-Reality-Brille (AR-Brille) 
    Das Institut für Informatik der TU Clausthal entwickelt eine „Pflegebrille“. Sie soll die Zusammenarbeit zwischen professionell Pflegenden und pflegenden Angehörigen verbessern. Die Brille leitet dabei nach einer professionellen Einführung pflegende Angehörige bei ihren Tätigkeiten an und dokumentiert diese. Es lassen sich auch Ärzte und Pflegepersonal zuschalten, in dem Fall überträgt die Brille ihr Sichtfeld auf den Bildschirm des Experten. Auch die Informationsunterstützung für professionelle Pflegekräfte ist über die Brille möglich. 

Sind Pflegeroboter eine moralische Kapitulationserklärung? 

Pflegeroboter sind gesellschaftlich umstritten. Wer will schon von einer Maschine gepflegt werden? Dabei muss zwischen Servicerobotern und sozialen Robotern unterschieden werden. 
Soziale Roboter sind schon seit einigen Jahren im Versuchseinsatz. Der 1,20 Meter große Roboter Pepper erzählt Witze, liest vor und bespaßt die Patienten. Paro – der Roboter sieht aus wie eine kleine Robbe und wird in der Therapie von Demenzkranken eingesetzt.  
Serviceroboter sollen zum Beispiel Patienten aufrichten oder umbetten, Getränke oder ein Telefon reichen, Wäsche einsammeln oder Pflegekräfte beim Heben schwer Pflegebedürftiger unterstützen.  

Künstliche Intelligenz in der Pflege 

KI wird in Zukunft eine wichtige Rolle in der Pflege spielen, um Abläufe zu optimieren und Zeit zu sparen. Ob Pflegekräfte die gesparte Zeit dem Patienten widmen werden, ist fraglich. Schließlich sollen Kosten gespart werden. Andererseits haben Roboter kein begrenztes Zeitbudget und bieten dadurch dem Patienten einen Mehrwert. 
KI kann auch die Bedürfnisse von Patienten wahrnehmen und dem menschlichen Pfleger gezielt mitteilen und nicht zuletzt für eine größere Autonomie im Alter sorgen als Assistenzsysteme im Alltag.  

Lesen Sie hier weitere Beiträge zu dem Fokusthema Künstliche Intelligenz.

Quellen: 

Halten Sie sich mit unserem

Alert-Abo auf dem Laufenden.

Und erhalten Sie eine E-Mail bei neuen Beiträgen.

Jetzt abonnieren