Herausforderungen und Chancen

Die Situation ist schwierig – daran gibt es nichts deuteln. Wir sind konfrontiert mit einem dynamischen Kriegsgeschehen und einer drohender Energieknappheit. Dagegen wirken die steigenden Zinsen und die kommende Rezession fast schon profan, halten uns aber auch in Atem.

Wenn man etwas tiefer in die Problemlagen schaut, verlieren Zinsen und Rezession etwas an Schrecken. Zum Krieg in der Ukraine kann man festhalten, dass hier viel von Russland und den dortigen Entscheidungen abhängt und diese erscheinen mir kaum prognostizierbar. Jedoch unterliegt auch der russische Präsident gewissen Zwängen. Insbesondere die hohe und weiter wachsende wirtschaftliche Abhängigkeit von China könnte sich am Ende doch positiv auswirken. Aus meiner Sicht, wird sich China den großen Absatzmarkt Europa nicht einfach kaputt machen lassen. Daher rechne ich mit entsprechenden Interventionen, die aber hinter den Kulissen stattfinden dürften. Die mit dem Konflikt verbundene drohende Energieknappheit sollten wir weitestgehend in den Griff bekommen. Volle Speicher, angepasstes Verhalten, neue Lieferwege und ein milder Winter sollten hier helfen.  Letzteres ist natürlich nur Hoffnung, die mit den Wintern der letzten Jahre untermauert ist. Um einige Einschränkungen wird man nicht herumkommen, aber mit flächendeckenden Energierationierungen rechne ich nicht. Positiv gedacht, dürfte die aktuelle Entwicklung den erneuerbaren Energien mittelfristig einen gewaltigen Schub geben.

Nun zu den einfacheren Problem Zinsen und Rezession: Bei den Zinsen geht es nun darum bis wohin die Notenbanken die Zinsen anheben werden. In den USA sollte der Hochpunkt bei 4 – 4,5% liegen und diesen sollten wir auch relativ schnell erreichen. Die gute Nachricht darin ist, dass die Finanzmärkte dies weitestgehend schon antizipiert haben. Um eine Rezession wird man in den USA aber nicht umhin kommen, diese ist aber auch notwendig um die Wirtschaft abzukühlen und damit die Inflationsgefahren einzudämmen und die Inflationsdynamik einzufangen.

In Europa, wo sich alle Probleme kulminieren, ist die Situation (fast wie immer) komplexer. Fangen wir einfach an: Die EZB wird aus meiner Sicht die Zinsen bis rund 3% anheben, um die Inflationsgefahren einzudämmen, aber auch um ihre Glaubwürdigkeit zu erhalten. Die Renditen haben eine solche Entwicklung noch nicht vollständig antizipiert und werden hier noch steigen. Eine Rezession erscheint mir auch in Europa und im Euroraum unvermeidlich. Dabei dürfte diese tiefer und länger als in den USA ausfallen. Wie tief und wie lange hängt aber auch von den staatlichen Unterstützungsprogrammen ab. Energiepreisbremsen sind zum Mittel der Wahl geworden. Deutschland ist hier nun auch eingeschwenkt. Gehen wir davon aus, dass die gewählten Maßnahmen weitestgehend wirksam und effizient sind. Dann hängt die Höhe der fiskalischen Unterstützung und die Schwere der Rezession zusammen, oder anders gesagt: Je stärker die staatliche Verschuldung ansteigt umso milder wird die Rezession ausfallen. Es gilt also für die Regierungen das kleinere Übel zu finden. Dieser Zusammenhang ist auch der Grund, warum das große Programm in Deutschland von EUR 200 Mrd von vielen anderen europäischen Ländern mit Sorge betrachtet wird. Deutschland hat eine hohe Finanzkraft und könnte somit am Ende wieder relativ gut dastehen. Die EU Kommission wird es sich nicht nehmen lassen und sich dieser Sorgen annehmen. Die Antwort wird ein weiteres schuldenfinanziertes Maßnahmenprogramm der EU sein. Damit würde die EU wieder ein Stückchen weiter Richtung Fiskalunion rutschen.

So schwierig die aktuelle Situation ist und die kommenden Monate eventuell noch werden. An den Kapitalmärkten werden sich in dieser Situation einige attraktive Chancen bieten.  Mit unseren Analysetools und den bestehenden Erfahrungen werden wir diese erkennen und nutzen können.

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